Betonküche. Gourmet Pop up in Wien im Schafspelz der Vereinssitzung.

August 1, 2013 § 3 Kommentare

Die Betonküche objektiv zu beurteilen ist nicht einfach – immerhin findet man ein und denselben Koch in ein und derselben Küche höchstens zwei bis drei Mal wieder. Würde ich jetzt genau diesen Hochgenuss hochloben, würde ihn man wahrscheinlich nie mehr antreffen.Betonküche

Umso mehr Herausforderung ist es, meine Lobeshymnen auf das zu reduzieren, was man als Gast (wenn man es schafft, einen der heißbegehrten Plätze zu ergattern – Tipp: Es gibt oft auch last minute Plätze, zB über facebook) immer wieder schätzen kann.

Zum einen sind das die immer wechselnden spannenden Locations – gerade leerstehende Gassenlokale und sonstige Räumlichkeiten (vom Altwiener-Beisel bis zum total leerstehenden Geschäftslokal gabs wohl schon alles – inkl. nicht einmal zweideutiger Malereien an der Wand), die wesentlich zu den gelungenen Abenden beitragen.
Gebrieft wird man ausschließlich mit einer Adresse, so dass der genaue Ort oft gar nicht so leicht zu finden ist.
Sicherlich ist man richtig, wenn vor dem Eingang sympathisch und interessant zugleich wirkende Menschen stehen, die genau das propagieren, was Wien allzu oft fehlt: Eine belebte Straßenszene.

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Normalerweise herrscht freie Platzwahl an einem großen oder mehreren kleineren Betontischen (irgendwoher muss der Name ja kommen) – wenn man Glück hat (besonders im Winter) ist es auch Holz – denn Beton kann ganz schön kalt-klimatisierend wirken und (besonders klischeehaft für die Damenwelt) nicht gerade angenehm sein. Aber wir wollen hier mal nicht über-dramatisch werden – das Essen kompensiert normalerweise auch für alles andere.

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Die Bedienung nennen wir mal charmant berlinerisch (ich hoffe, ich verletze hier keinen deutschen Regionalstolz) non-charlante freundlich und kompetent in der Beratung bei den zwei offenen und drei Flaschen Weiß-Weinen (zu meiner Schande – wir haben Sommer – ich habe nicht nach den Rotweinen gefragt) sowie der übrigen Getränke. Wasser gibt es als Standard am Tisch (was auch den ganzen Abend über Standard bleibt) – Bier gibt es aus einer regionalen Brauerei im Bregenzerwald und das alkoholfreie Getränke-Angebot ist überschaubar aber durchaus ausreichend.

Immer interessant sind die Toiletten-Lösungen – wenn man Glück hat, muss man dazu durch die Küche und so gut wie immer trifft man das andere Geschlecht am angeblich stillen Örtchen.

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Überhaupt ist die Betonküche alles andere als still, sonder äußerst kommunikativ. Man landet mit immer neuen gesprächigen Menschen am Tisch mit denen man ein ganzes meist 5-gängiges Menü teilen darf – das gibt Einiges an Gesprächsstoff her und lässt am Ende einige Telefonnummern den Besitzer wechseln.
Somit spielt in der Betonküche nicht zu die kulinarische, sondern auch die soziale Komponente eine große Rolle, die das Konzept so erfolgreich und in Wien leider noch so einzigartig macht.

Und trotz der ganzen Rosen gibt es dennoch etwas, was ich aufs schärfste kritisieren muss – Liberalität hin oder her: Rauchen in Lokalen – vor allen in jenen, in denen gute Küche groß geschrieben wird, geht einfach nicht. Punkt. Aus. Egal, wie gern die Veranstalter selbst rauchen. Und egal, wie groß die Gesetzeslücke durch die Vereinsgeschichte ohnehin schon ist. Und auch wurscht, wie oft zwischen den Gängen durchgelüftet wird und wenn auch extra nochmal drum gebeten wird, während des Essens nicht zu rauchen. Die Dämpfe lösen sich leider nicht in Luft auf. Und niemand möchte nach einem echt genialen Menü nach Hause kommen und wie ein abgestandener Aschenbecher riechen. Sorry, Guys, war nach Betonküche V aber leider der Fall. Bitte ändern – so flexibel und kreativ  ihr seid kann Rauchen im Freien sicherlich keine Überforderung sein. Vor allem, weil jene Leute, die die Strassenszenen von Wien vor dem Lokal so verschönerten, das in jedem Fall intuitiv gemacht haben – wer hätte auch gedacht, dass Rauchen drinnen erlaubt sein würde?

http://www.friendship.is/betonkueche/betonkuche

Das Schick. Wien 1. Schick sein ist nicht alles. Restaurantwoche Feb 2012 #2.

April 8, 2012 § Ein Kommentar

Schon länger stand „Das Schick“ in meiner „Da-muss-ich-mal-hin“-Liste relativ weit oben. Der originelle Name selbst, die Location und auch die Speisekarte machten Lust auf ein Intermezzo im Hotel Am Parkring.
Somit war „Das Schick“ eines der ersten Lokale, das für diese Restaurantwoche fix vorgesehen war.
Wie sich später herausstellen sollte, lassen sich auch meine kulinarischen Instinkte manchmal täuschen.
Trotzdem beginnen wir doch lieber am Beginn.

Die Begrüßung war freundlich professionell und auch unsere Garderobe waren wir schnell los.
Das durchgestylte zum Wohlfühlen einladende Interieur und auch der Blick aus dem Fenster im obersten Stock des Hotels überzeugen auf Anhieb. Bei der Inneneinrichtung hat sich jemand Gedanken gemacht – auch wenn das eine oder andere Detail durchaus Geschmackssache ist. Die Aussicht in Richtung Karlskirche und Umgebung ist dafür wohl für jeden ein Genuss.

Als Aperitiv werden ganz dem Spanien-trifft-auf-Österreich-Motto des „Schick“ entsprechend Cava und Grüner Veltliner Sekt vorgeschlagen. Beides ein solider Einstieg.

Auch das Restaurantwochenmenü, bei dem bei Vorspeise und Hauptgang jeweils aus zwei Optionen gewählt werden kann, klingt interessant. Die Vorankündigung „dry aged“ beim Rostbraten lässt mich angesichts des Restaurantwochen-Menüpreises und des Einsatzes bei einem Rostbraten jedoch schon leicht stutzig erscheinen. Das probieren wir!

Fast zu schnell überraschte man uns dann auch schon mit dem Gruß aus der Küche: Einem Kartoffelgulasch mit Spanischer Chorizo. Aha. Sicher mal was Neues aber vielleicht auch ein wenig pseudo-kreativ.

So ähnlich schmeckte es auch: Die Chorizo war passenderweise stark süßlich und harmonierte gut mit dem sehr nach seinem auf jedermanns traditionellen Küchen-Massivholztisch stehenden gutbürgerlichen Kollegen. Also nichts, was mich vom durchgestylten Sessel hauen würde.

Erst nach der Beschäftigung mit dem Amuse Gueule hatte ich Zeit, das Gedeck näher zu erkunden:

Gereicht wurden Butter, Bad Ischler Sonnenblumensalz, ein sehr ausgewogen schmeckendes und nach dem Besuch im Novelli am Tag davor besonders in Erinnerung bleibendes Olivenöl (aus Spanien, wie ich annehme) sowie sehr alt-wienerisch anmutendes Tagesgebäck. Nichts, womit man sich den Bauch vollschlagen müsste.

Dazu wäre auch nicht viel Zeit geblieben, denn ebenfalls ohne lange Pause wurde die Vorspeise serviert. Warum hatte ich bei jedem Serviervorgang das Gefühl, dass man jeglichen länger als notwendigen Kontakt mit dem Gast um jeden Preis vermeiden wollte? Fast möchte man meinen, man möchte hier etwas verbergen.

Der 1. Gang im Originalton der vorstellenden Servicekraft: Oliven Avocado Terrine mit Serrano Schicken und Wilkräutersalat. Ich muss zugeben, die optische Präsentation war durchaus einladend, auch wenn das nachfolgende Foto sicherlich ästetischer wirkt als das Original in 4D (vergessen wir nicht den Duft). Bei der Vorstellung das Gerichts hatte man wohl Artischocken mit Avocado verwechselt (macht nix, ist ja beides grün und ein Gemüse). Das Enttäuschendste: Ich traue mich zu wetten, dass die Artischocken aus dem Glas (hoffentlich daraus und nicht aus dem Verwandten aus Aluminium) kamen. Wozu gehe ich hierfür bitte in ein Restaurant, das immerhin mit 14 Gault Millau Punkten gewürdigt wurde? Auch geschmacklich war die Terrine nicht nur uninteressant, sondern tatsächlich fade. Und über den Sinn der Kombination der einzelnen Vorpeisen-Elemente mache ich mir heute immer noch Gedanken, komme aber zu keiner einleuchtenden Lösung. Sauer, süß, salzig & relativ neutral in mehrfacher Ausführung – viele Einzelelemente, die alles andere als ein großes Ganzes ergeben. Das Beste am Einstieg ins Restaurantwochenmenü war der Serrano Schicken selbst, an dem ich absolut nichts auszusetzen habe: Zartes, wohlgewürztes Fleisch in perfektem Schnitt. Nur den Pfeffer darauf hätte man sich ebenso sparen können. Ich habs versucht, oder? 🙂

Gut, wir haben ja immer noch die trocken gealterte Hauptspeise:

Nun mal ganz ehrlich: Wer von euch liest „Rostbraten dry aged mit Estofado von Winterpilzen und Liptauerbriocheterrine“ auf der Speisekarte und erwartet sich ein packerlsaucengetränktes, fetttriefendes Stück totes Tier am Teller? Das können auch die ebenfalls ölschwitzenden leuchtend-grünen Frühlingszwiebel oder die beiden Petersilienblätter (?!?) am weißen Porzellan nicht mehr kaschieren. Immer wieder wundere ich mich darüber, wie so viel Fett so wenig (guten) Geschmack haben kann und auch die frittierten Karotten neben den mampfigen Brioche-Knödeln-Dingsdas (wo bitte versteckt sich denn der Liptauer?) sind ein perfektes Beispiel dafür. Ich denke, das ist das erste Mal, dass ich an einem Gericht in einem Haubenlokal nicht eine einzige Sache finde, die ich positiv bemerken könnte. Traurig irgendwie.

Ob das Dessert den Abend noch ansatzweise gutmachen kann? Mousse von Orangenschokolade und Arroz con Leche mit marinierter Kiwi.

Milchreis ist auch, wenn er spanisch auf der Karte steht, nichts anderes als (zumindest auf den Punkt) in Milch gekochter Reis. Die angeblich marinierten Kiwi schmeckten solide nach Kiwi und das Mousse von der Orangenschokolade vor allem nach Schlagobers, auch wenn da wohl irgendetwas der leuchtend-orangen Farbe auf die Sprünge geholfen hat.
Mehr fällt mir dazu beim besten Willen nicht ein, sorry.

Noch nie habe ich ein Restaurant bei einem 3-gängigen Menü nach so kurzer Zeit und vor allem so gerne wieder verlassen.

Der Vollständigkeit halber gibt es nachfolgend noch Bilder der zweiten Hauptspeisenauswahl sowie des auf Nachfrage freundlicher Weise (aber sichtlich improvisierten) angebotenen Käseteller:

Fazit: Vielleicht hatte der Küchenchef einen schlechten Tag und ich möchte gerne daran glauben, dass er zum Zeitpunkt meines Besuchs gar nicht anwesend war. Schickes Ambiente, unmotivier Service und miserable Küche.
Und ich merke, dass es um einiges mehr Spaß macht, über positive kulinarische Erlebnisse zu schreiben.

Besucht am 28.02.2012

Kontakt: www.das-schick.at

at eigth, Wien 1. Majestätischer Abend mit kreativ-überraschenden Geschmacksaudienzen.

November 21, 2011 § Hinterlasse einen Kommentar

Da bin ich also: Bei meinem ersten Restaurant-Test auf Einladung. Ich hatte dem Sonntagabend mit gemischten Gefühlen entgegengeblickt: Könnte ich noch subjektiv objektiv bleiben, in dem Wissen, ich bin a) nicht mehr anonym und b) nach dem Essen nicht knapper bei Kasse? Immerhin ist der Preis im Verhältnis zur Leistung von vornherein schon einmal nicht existent. Wie kann man beides im Vergleich dann noch beurteilen?
Nun, aller Bedenken zum Trotz kann ich als Kulinarik-Liebhaberin eine solche Einladung nicht ausschlagen, besonders, da es nicht das erste Mal ist, dass ich im at eigth gustiere. Denn bereits beim berühmten ersten Mal wurde ich überzeugt…

Als ich das Lokal betrete, weiß man offenbar schon, wer ich bin. Kein Wunder, denn außer mir befindet sich kein Gast im Lokal. Eine gewisse prickelnde Ruhe bestimmt bereits beim Betreten die Atmosphäre und wird durch das angenehme und zuvorkommende Auftreten des Personals noch positiv verstärkt. Garderoben-Service inklusive. Ein Vorteil des „at eight“ ist sicherlich die mit vielen riesengroßen Fenstern gepflasterte Offenheit zum Ring (nicht umsonst nennt sich das dazugehörige Hotel so), die lediglich durch das Vorbeirumpeln der Straßenbahnen immer wieder leicht getrübt wird. Aber auch das gehört zur City.

Das erst Mal in meinem Leben wird mir die Serviette auf den Schoß gelegt. Ob das etwas mit meiner De-Anonymisierung zu tun hat? Ich hoffe, nicht, denn eines ist somit bereits ganz zu Beginn gelungen: Als Gast fühlt man sich hier tatsächlich majestetisch. Manchmal kommt es mir so vor, als müsste ich nur an gewünschten Service denken und die dafür zuständige Person steht bereits vor mir. Schön.

Ansprechend ist auch die Karte. Und die Wahl fällt gar nicht leicht. Sicherheitshalber wähle ich heute 5-gängig. Wenn schon, denn schon.

Nicht nur die Karte ist ansprechend – auch das vorab servierte Geb(d)ä(e)ck: Wir freuen uns über Tomaten-Rosmarin-Öl, Kalamansi-Salz (gemeinsam mit entsprechend fundierter Erklärung, was denn eine Kalamansi eigentlich sei), Waldbeerensalz, sowie Lavendelbutter und …Butter mit wie es scheint Selbstgebackenem und natürlich Warmen.

Unser Geschmackserlebnis beginnt somit bereits vor dem Gruß aus der Küche. Ich frage mich, ob ich schon jemals so derartig von einem Vorab-Gruß inspiriert worden war und komme auf kein ähnliches Beispiel. Das Servierte ist nicht nur unheimlich kreativ und neu, sondern offenbart auch noch genau jene Noten, die verbal angekündigt wurden. Mein persönlicher Favorite: Die Lavendelbutter. Bei etwas derartig Feinem würde sogar ich eventuell zu frühstücken beginnen. Wenn man ein Haar in der Suppe finden will: Die beiden aromatisierten Salze sahen in ihrer großen Kristallform zwar sehr ansprechend aus, waren am Gaumen zum Teil doch etwas salzig. Ansonsten (und das aus meinem Mund): Perfekt!

Ob die Amuse Bouche das noch toppen kann? Ja, sie kann: In Form von Lachstatar-Maki, Stangensellerie-Espuma in Selleriekopf-Chip und einem Hummer-Ravioli befördert uns das nächste Erlebnis in den siebenten Geschmacks-Himmel. Unglaublich harmonisch, und dennoch individuell auf höchstem Niveau grüßt im eight die Küche. Bereits vor der Vorspeise grüße ich zurück!

Zum Kalbskopf mit „Purple Haze“ Karotten, Lauch, Garnelen-Tramezzini und Zitrone wird uns ein kräftiger Weißburgunder 2009 vom Weingut Buch aus der Südsteiermark serviert. Dafür, dass ich stets mageres Fleisch bevorzuge, habe ich den Teller recht schnell geleert. Was seinen Grund vor allem in den wiederum eigengeschmacklich einzigartigen „Beilagen“ hatte. Und dem Wissen, dass es sich um Kalb handelt, auch wenn es nahezu wie Schwein aussieht. Ich liebe Überraschungen auf dem Teller. Auch, wenn es manche eventuell traurig finden mögen (diese junge Generation!) – den gewissen Kitzel erwarte ich mir auch im Spitzenrestaurant. Das Nicht-Wissen, was man bekommt. Um das, was man bekommt, noch intensiver genießen zu können. Man liest Lauch, bekommt Lauchmousse, man liest Zitrone, bekommt Zitronenöl, man liest Tramezzini, und bekommt eine Art Omlette/Soufflé mit einer (nicht-ganz) Überraschungsgarnele im Herzen. Und alles noch so wunderschön garniert. Großartig!

Die Vorspeise meiner Begleitung überlasse ich dem aufs Visuelle „beschränkte“ Urteil, geflankt mit der Namensgebung aus der Karte: Gebaizter Seesaibling, Chioggia Rübe, Buttermilch, Gelbe Rübe, Daikon:

Dann die Suppe. Suppen-Fan war ich noch nie. Aber Consommés haben es mir neuerdings angetan. Also erwarte ich mit Spannung die Kürbis-Liebstöckl-Consommé mit Bärenkrebs(butterschnitzel).

Bei der Einlage kommt es zu einem Wiedersehen mit dem Lauch-Espuma. Das Krebsbutterschnitzel schmeckt vor allem nach Butter (wen wundert’s, immerhin hat Krebs auch recht wenig Eigengeschmack) und die Consommé schmeckt mehr nach Liebstöckl, als nach Kürbis – was jedoch meinen persönlichen Geschmack genau trifft. Alles in allem: Eine durchwegs solide Leistung auf hohem Niveau, ich hatte jedoch schon einschneidendere Consommé-Erlebnisse (ich erinnere mich an das nicht fotografierte Consommé-Highlight im Vincent).

Immer noch nicht ist die Haupspeise an der Reihe – ich stoße bereits auf die Kapazitätsgrenzen meines Magenfüllvolumens, was zum Glück jedoch nicht auf etwaige Übergrößen der Speisen zurückzuführen ist.

Denn es kommt… noch ein Gruß aus der Küche: Ein klassisches, in Perfektion gekochtes Hirsch-Ragout mit Brioche-Serviettenknödel (denen leider und zum Klassischen des Gesamtauftritts beitragende der vom at eight gewohnte „Touch“ fehlte). Davor ist man mir sogar beim Hinsetzen behilflich, als ich vom Weg Richtung Toilette zurückkomme: Ich sage nur „God save the …“.
Besser kann man ein klassisches Hirsch-Ragout nicht zubereiten und ich (warum bin ich nur immer so überkritisch?!) frage mich, ob es sich hier nicht etwas um ein kleines Überbleibsel vom Mittagsmenü handelt (was in keinster Weise negativ zu beurteilen ist: Immerhin lernt man schon als Kind, dass Ragout immer besser wird, je länger es Zeit hat, sich zu entfalten!). Zu dieser Occasion kommt mir auch eine Idee – denn, es fehlt der Wein. Was könnte zu einem Hirschragout besser passen, als ein entsprechender Rotwein? Warum zu den Amuses Bouche nicht auch den passenden Wein im Miniaturformat servieren, um die ansprechenden Aromen noch zu verdeutlichen?

Kommt sie nun…die Hauptspeise? Nein, immer noch nicht. Irgendwann werde ich die fünf Gänge noch bereuen. Hinweg amüsiert der „Gemüsegarten“.

Erneut werde ich an den Abend im Vincent erinnert. Dort wurde nahezu dasselbe Gericht als Amuse Bouche serviert. Und ich frage mich, ob die beiden Köche diese Rezept-Idee einer Fachzeitschrift oder dem Gemüsegarten-Seminar entnommen haben. Für mich heruasfordernd: Der direkte Vergleich: Beim einen optisch ansprechender, beim anderen mehr Karottencreme, Espuma und damit mehr (natur-fremden) Geschmack. Begleitet von einem Roten Veltliner vom Mantlerhof, der dem Gericht das fast schon vermisste Tüpfelchen auf dem „i“ verleiht. Ich bin gespannt, ob sich diese nun schon mehrmals gesehene fast schon unglaubliche Gesundheitsvariante langfristig auf den Tellern halten wird.

Und dann…endlich (ja…ich weiß, als wären wir bis dahin nicht verwöhnt worden)…das Hauptgericht: Kabeljau, Spaghetti-Kürbis, Apfel, Weiße Karotte, Basilikum, gepaart mit der Qual der Wahl: Riesling oder Gelber Muskateller? Man lässt mich beides probieren.

Die süßliche Note des Kabeljau mit dem Kürbis, den Äpfeln und dem Karottenpüree ist mir fast zuviel des Guten. Ansonsten bleiben die großen Überraschungen ausnahmsweise aus, was der erneuten Harmonie der Gesamtkomposition keinen Abbruch tut. Ich koste auch den Zander meines Gegenübers – diesmal aus meiner Sicht absolut vollendeter Genuss. Vielleicht ist mein Geschmacksorgan kürbis-überstrapaziert.

Ich verzichte auf den Käse und äußere vorsichtig den Wunsch, zwei Desserts mit meiner Begleitung teilen zu dürfen und die Gerechtigkeit bereits vorab auf den Tellern durchzuführen. Erneut werden wir überrascht, denn wir dürfen beide, begleitet von einem edelsüßen Ruster Ausbruch, nicht nur zwei, sondern gleich alle drei Desserts aus der Karte probieren. Damit hätten wir zum einen „Kaffee, Mandel, Karamel, Feige“, zum anderen „Himbeeren, Frischkäse, Schokoladenerde, Himbeersturmsorbet, Minzpesto“ und last but not least „Valrhona Schokoladenkuchen, Banane, Muscovado Eis“. Optisch bietet sich Ebensolches wie folgt dar:

Und wer hätte gedacht, dass das Dessert, das ich am wenigsten gewählt hätte, schlussendlich am besten mundete? Ich spreche von Kaffeemousse eingebettet zwischen zwei hauchdünnen Schichten von Kaffee-Gelée, leicht gesalzenem Karamel (immer wieder eine erneute Geschmacksexplosion) und Mandel-Crisps. Harmonie, Perfektion und Widerspruch in einem. Mehr! Auch, wenn eigentlich nicht mehr geht. Doch auch dem Himbeersturm-Sorbet mit Schokoladenerde sowie den kreativen Himbeerbaisers soll nicht die Show gestohlen werden. Muss ich ranken, kommt der immer noch ausgezeichnete, sehr klassische Valrhona-Schokoladen-Kuchen auf Rang drei: Bei der bodenständigen Verarbeitung der französischen In-Schokolade gibt es die wenigsten Überraschungen.

Eine solche gibt es jedoch noch zum Schluss des entspannten Abends voller kulinarischer Ergüsse: Ich nenne es mal wieder das Après-Dessert: Schokoladen-Tarte, Apfel-Zimt Pralinen, Beeren-Parfait. Wiederum von handwerklicher und geschmacklicher Perfektion. Als wären wir noch hungrig gewesen 😉

Fazit: Gratulation an den jungen Küchenchef, der mit jedem Gang weiter überrascht und sowohl geschmacklich, als auch qualitativ und optisch, solide begleitet von ausschließlich österreichischem Wein (patriotisches Kompliment!), neue Maßstäbe gesetzt hat. Mittlerweile frage ich mich sogar, ob ich heuer zu Weihnachten nicht auf meine Familie verzichte, um am Weihnachtsmenü vom at eight zu schlemmen. (M)hm…

Besucht am 23. 10.2011

Kontakt: Kärntner Ring 8, Tel: +43 1 22 1 22 3830, www.ateight-restaurant.com

Shortnote #2: freiraum, Wien 7. Schmetterlinge…. nicht nur im Bauch.

September 18, 2011 § Hinterlasse einen Kommentar

Noch nützen einige aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis das freiraum ausschließlich als loungebar am Abend bzw. Frühstückslocation am Vormittag. Ersteres bietet zwar viel an gemischtem Publikum, volle Räumlichkeiten, eine umfangreiche Cocktailkarte (die mich bis heute nicht überzeugt hat – nach gefühlten zwei Schlucken habe ich mich das ein oder andere Mal bereits gefragt, wo mein Cocktail schon wieder hingeflattert ist…) sowie einen der besten Proseccos der Stadt (bekommt man übrigens den ganzen Tag). Anderes habe ich erst einmal getestet, was genau diesen Grund hat: Frühstücken kann man anderswo besser.

Nun aber zum eigentlichen Thema dieser Shortnote sowie des ganzen blogs – wir wollen ja immerhin beim Thema bleiben: Das Essen. Mittags wie abends wurde ich noch nie enttäuscht. Im freiraum bietet man eine häufig wechselnde Saison- sowie eine ebenso abwechslungs- wie variantenreiche Standardkarte, die sowohl asiatisch, amerikanisch als auch italienisch angehaucht ist. Was anderswo stört oder gar ein Gefühl des „man konnte sich wohl nicht nur für eine Küche entscheiden und bringt am Ende überhaupt nichts auf die Reihe“ auslöst, führt im freiraum bereits beim Lesen der unterschiedlichen Kreationen zu einer Harmonie im Kopf. Was die Entscheidung für eine von ihnen nie leichter macht. Überdies dringen aus der zum Teil offenen Küche oftmals bereits die Gerüche der hier gekochten italienischen Gerichte: Selbstgemachte Pasta, Pizza & Co. Weiters muss man beim Vorbeigehen immer aufpassen, dass die ebenfalls hier präsentierten Kuchen und weiteren Desserts nicht dazu führen, Vor- und Hauptspeise zu überspringen und gleich beim Süßen zu landen. Wobei, Desserts hier müssen nicht immer süß sein: Auch die Käseplatten im freiraum können sich sehen lassen und bereits die kleine der zur Auswahl stehenden kleinen und großen hat mich bereits an meine Grenzen, jedoch auch, gepaart mit passender und reichlich zur Auswahl stehender Weinbegleitung, zu kulinarischem Genüssen geführt. Aber nun wieder zu den Hauptspeisen: Wie bereits mehrmals erwähnt: Die Auswahl fällt nicht leicht… Von Fisch (Zander, Seeteufel, Lachs, …) über Rinderfilet, Lamm, Pasta, Risotto und Pizza hat man im freiraum tatsächlich die Qual der Wahl. Niemals überkreativ, aber in jedem Fall kreativ genug präsentieren sie sich mit verschiedensten Ergänzungen, die wohl selten nur Beilagen sind. Einer meiner Lieblinge wurde der Zander in Nußbutter auf Topinamburcreme und schwarzen Nüssen. Man muss zugeben, bei der – sehr feinen – Butter wird nicht gespart, was bei mir normalerweise nicht gerade zu einer Besserung des Urteils führt, nicht aber hier: Die einzelnen Geschmacksnuancen greifen wunderschön ineinander und verschmelzen schlussendlich auf der Zunge in leicht süßlich-bitterer Eleganz. Ganz zu schweigen von der nahezu perfekten Einhaltung diverser Trennkostregeln (niemand vermisst die Kohlenhydrate), die dem Geschmackserlebnis jedoch keinem Abbruch tun. Die Garnitur aus getrockneten Kräuterzweigen und frischen Kräutern ist nicht nur optisch eine Ergänzung.
Bleibt zu hoffen, dass der Zander auf diese Art und Weise noch länger auf der Karte bleibt.

Shortnote #1: hidori. Wien 7. Arigato Japan.

September 11, 2011 § Hinterlasse einen Kommentar

Lange war ich nach meiner 3-wöchigen Japan-Reise letzten November auf der Suche nach einem authentischen japanischen Restaurant in Wien, bis ich die Entdeckung machte, dass eines davon sich nur wenige Straßen entfernt von meiner Wohnung befindet.

Betritt man das hidori, fühlt man sich sofort wie in einer anderen Welt und die japanische, stoische Ruhe überkommt (dies merkt man auch, wenn man Speisen abholen möchte – man wartet schon einmal 45 min).
Sushi und Sashimi schmecken hier genauso wie in dem Land, aus dem sie stammen. Kein Wunder – immerhin steht hier ein echter Japaner am offenen Herd hinter der Sushi-Bar (dieser führt leider auch dazu, das man selten komplett geruchlos das Lokal verlässt, wenn man an der Bar sitzt). Die Fischvariation ist überzeugend – zum Glück setzt man hier nur bedingt auf den in Japan kaum gesehenen Lachs, dafür umso mehr auf Thunfisch, Unagi & Co. Besonders das nicht gerade billige Spezial-Sushi lässt sich empfehlen – hier bekommt man echte Fischqualität (auch den sogenannten und hochqualitativen Fatty Thuna und rohe Garnelen). Hat man etwas mehr Zeit und Hunger, empfehle ich eines der variationsreichen Menüs – die perfekte Möglichkeit, um sich einmal durch die vielfältige und umfangreiche Karte zu kosten, denn auch Yakitori (gegrillte Spieße mit allen erdenklichen und für Europäer unerdenklichen Fleischvariationen) sind eine Spezialität des Hauses. Auch die zahlreichen Vorspeisen (gebackene, gesalzene Zuckererbsenschoten, Tunatatar, fermentierte Sojabohnen mit Tintenfisch & Co.) führen mich jedesmal aufs Neue in Versuchung.
Diniert man (Restaurant nur abends geöffnet) in einer größeren Runde, reserviert man am besten einen der original japanischen Tische des Lokals, für deren Betreten man sich – ganz wie im Heimatland – der Schuhe entledigen muss. Auch die Geruchsbelästigung der eigenen Kleidung danach hält sich dann in Grenzen.

Zu trinken gibt es japanisches Bier (Asahi und Kirin) sowie gezapftes Budweiser – richtig, Japaner trinken Bier zu ihrem Sushi. Und eine enorme Auswahl an Sake, an der ich bis jetzt immer nur vorbeigelaufen bin. Leider.

Auch für mich als Stammgast noch immer wieder ein Erlebnis, da man mit jedem Besuch erneut in die Welt Japans eintaucht. Dies unter anderem auch deshalb, da immer wieder einige Einheimische (Geschäftsleute, Touristen, in Österreich lebende Japaner) anzutreffen sind. Japanische Küche wie sie leibt und in Wien leider selten gelebt wird.

Kontakt: Burggasse 89, Tel: +43 1 523 39 00

Osteria Numero Uno. Wien 7. Ein Lukas macht noch keinen Italiener. Pasta!

September 10, 2011 § Hinterlasse einen Kommentar

Nicht der Besuch eines italienischen Restaurants war es, der mich zum Abend in der „Osteria numero uno“ motivierte. Vielmehr reizten die Herausforderungen, einen Tisch zu bekommen – man vertraut dort auf viele (alternde) Stammgäste – die familiäre Atmosphäre des überschaubaren, nicht zu sagen winzigen Lokals mit 20 Plätzen sowie das Nicht-Essen à la carte. Ansonsten war über das Restaurant in meinen Vor-Recherchen nicht viel zu finden – es lebe die Mundpropaganda!

Wenn man die Osteria betritt, fühlt man sich zunächst einmal wie in einem großen, nicht gerade besonders geschmackvoll eingerichteten Wohnzimmer. Alles, von dem man glaubt, es habe auch nur Ansatzweise mit unserem Lieblings-Urlaubsland gen Süden zu tun wurde irgendwie an die pseudo-rustikale Wand geheftet.

Die Begrüßung hätte herzlich sein können, fiel jedoch ein wenig ungestüm aus, obwohl diesmal nur drei der insgesamt fünf Leute fünf Minuten zu spät kamen (und dies auch nur deshalb, weil man extrem kurzfristig aus einer ursprünglichen Runde von vier, dann doch noch fünf Musketiere machte).
Die übliche Frage nach dem Aperitif lässt auf Gutes hoffen – empfohlen wird Prosecco mit Himbeersturm. Dass die Sturmzeit noch nicht begonnen hat, überhören wir einmal dezent. Und genießen unseren ansonsten exzellenten Appetitmacher, den ich so bis dato auch noch nicht serviert bekomen hatte.

Man muss wissen, in der „Osteria numero uno“ gibt es keine Karte. Man isst, was auf den Tisch kommt und die Saisonküche zu bieten hat. Es gibt mehrere Gänge und davon zum Teil ein paar Variationen. Die Wahl hat man schlussendlich bei der Anzahl der Gänge und – bis zu einem geringen Grad – bei deren Ausgestaltung. Zum besseren Verständnis lese man nachfolgende Zeilen.

Relativ schnell wird der erste Gang serviert. Selbstgemachtes Bruschetta. Was daran selbstgemacht war, ist mir heute noch ein Rätsel. Das Brot eventuell? Geschmeckt hat es nicht so. Ausgesehen auch nicht. Was der generellen Qualität und der offensichtlichen Liebe, mit der es zubereitet wurde, keinen Abbruch tun soll. Trotzdem: Bruschetta bleibt Bruschetta. Und wenn man noch so viel hochqualitatives Olivenöl darübergießt.

Auf den zweiten Antipasti-Gang warten wir schon länger. Zwischendurch frage ich Lukas, den Maître, Koch und Besitzer des Hauses vorsichtig nach eventueller Weinbegleitung. Manchmal habe ich das Gefühl, als junge Frau wird man hier nicht ganz so ernst genommen. Vor allem wenn es um edle Tropfen Alkohol geht. Es gibt Hauswein – Chardonnay vom Gardasee –  der auch empfohlen wird. Ein Pluspunkt für ein österreichisches Restaurant. Vor allem, wenn er so anregend schmeckt wie der Weiße im „numero uno“.

Der zweite Vorspeisengang wird auf einer großen Platte in der Mitte des Tisches serviert. Auf Nachfrage werden uns präsentiert: Reissalat, Zucchini mit Oregano, Champignons mit Cognac., Melanzani mit Büffelmozzarella. Achja – und den Antipasto ganz rechts konnte sich keiner der fünf am Tisch Anwesenden merken. Identifizierbar war er auch nicht. So wie die Platte aussah, schmeckten die einzelnen Komponenten auch. Passabel. Der original italienische Touch fehlte allemal.

Leicht verstörend war auch das erste Abservieren. Wurden wir nicht tatsächlich darum geben, das Besteck zu behalten. Mit der fadenscheinigen Begründung, man wolle die Umwelt nicht unnötig belasten. Was ein netter Gedanke wäre, hätte ich ihn geglaubt. Abgesehen davon: Wir sind in einem Restaurant. Der falsche Ort, um beim Geschirrspüler zu sparen.

Der schon verloren geglaubte italienische Touch kam beim nächsten Gang. Pasta! Und diese gleich in zweifacher Ausführung: Einmal hausgemachte Pappardelle mit Eierschwammerl. Sowie Spaghetti mit Thunfisch, Sardellen und Kapern. Auch fleischhältige Pasta wäre zur Wahl gestanden, auf diese hatten wir jedoch einstimmig verzichtet. Nun endlich lachte mein verkanntes Italienerherz: Besser, gekonnter und abgeschmeckter bekommt man Pasta wohl auch in bella Italia nicht. Warum nicht gleich darauf spezialisieren?

Für den nächsten Gang haben wir uns für Fisch entschieden. Das ganze Programm, dass der Tag zu bieten hatte: Garnelen, Pulpo und Branzino. Sie alle haben sich auf den weiten Weg vom Naschmarkt in die “ Osteria numero uno“ gemacht. Und mich zu der Frage geführt, ob man nicht auch effizienter einkaufen kann.

Die Entscheidung für den Gang selbst war ja relativ schnell gefallen. Bis zum eigentlich Hauptgang wurden wir jedoch auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Dazu muss man wissen, dass ich ein absoluter Anhänger von Slow Food bin. Genieße langsam und lasse die Gänge zwischen denselben Revue passieren. Nichts ist schlimmer, wenn der erste Gang serviert wird, bevor der Aperitiv ausgetrunken ist. ABER – das war auch mir zu lang. Vor allem, wenn man offensichtlich erkennt, dass man das Timing einfach nicht mehr im Griff hat. Der Chef des Hauses lieber bei Stammgästen steht, als in der Küche. Familienbetrieb gut und schönen aber gewisse Grundregeln der Gastronomie sollte man auch hier einhalten.
Was uns schlussendlich (zu viert!) ebenso auf einer Platte serviert wurde, sieht man unten. Fairerweise muss man festhalten, eine meiner Begleitungen hat betont, sie möchte „nur kosten“. Achja – und was ich noch viel interessanter fand: Ihr findet hier eine vollständige Foto-Dokumentation der Hauptspeise. Richtig, es wurde keine Beilage serviert. Ich vermute, sie war bereits aus. Dies wurde jedoch mit keinem Wort erwähnt. Auch wurde nicht versucht, sie zu ersetzen. Es ist ja nicht so, dass man in Zeiten wie diesen Schwierigkeiten hätte, Brot zu bekommen. Branzino und Garnelen waren qualitativ einwandfrei. Ein kurzes, da rares Vergnügen. Der Pulpo, für viele offenbar immer noch eine Herausforderung in der Küche, leider auch im „numero uno“ eher zäh und fest. In jedem Fall kein sensorischer Erguss am Gaumen. Leider. Auch bereut man nach dem Hauptgang, sich bei der Pasta verhaltene Probier-Portionen genehmigt zu haben. Denn diese war – das muss ich hier nocheinmal betonen – absolut sensationell. Vor allem von den Eierschwammerl-Pappardelle träume ich heute noch.

Nach dem „Haupt“-Gang ist es soweit: Lukas ist neugierig. Was uns wohl in sein Restaurant verschlagen hat? Und wer wir wohl sind? Was wir beruflich machen würden? Er tippe auf Anwälte. Sein klischeebehaftetes Vor-Urteilsvermögen macht ihn nicht gerade sympatischer (nichts gegen all die Anwählte da draussen. Es geht um das „wie“, nicht das „was“.) Nach einer kurzen Kennenlernphase erzählt Lukas die Geschichte seines Lokals (in der Kurzfassung könnte man meinen, es wäre seine einzige Idee gewesen, um seine Frau und sich selbst aus der Langzeitarbeitslosigkeit zu befreien – mir fehlt die Leidenschaft!) und teilt mit uns seine Philosophie: Nur hochqualitative Lebensmittel, möglichst aus der Region, bio, etc., etc. Grundsätzlich absolut meine Wellenlänge. Leider kam es dazu, dass wir (der gesamte Tisch – tatsächlich Ernährungswissenschafter, Mediziner und langjährige Mitarbeiter in der Lebensmittelindustrie) uns irgendwie in eine Diskussion verwickelt haben. In der sich der gute Lukas vorwiegend auf vorgefertigte, oft gehörte, ebenso klischeehafte Parolen berufen hat, die eine Diskussion leider absolut uninteressant machten. Und den guten Lukas leider immer unglaubwürdiger. Wer von guten Lebensmitteln spricht sollte doch auch über gute Lebensmittel Bescheid wissen?!

Nun denn, wir retteten uns zum Dessert: Als wir die Wahl hatten, hatten wir keine mehr. Uns blieb Topfentorte mit eingelegten Bio-Kirschen. Ich sah es genau: Unsere Nachbartische genossen noch andere Köstlichkeiten. Macht nichts: Was aus ist, ist aus und auch die Topfentorte war ein Flaum-Traum.

Gespannt warten wir schlussendlich auf die Rechnung. Auch Transparenz ist nicht die Stärke der Ostaria. Bezüglich der Preise waren wir bis dato völlig in Unkenntnis gelassen worden. Allem in allem kamen wir auf 32,80€ pro Person für vier bis fünf relativ magere (ja – das stammt tatsächlich von mir) Gänge inkl. Aperitiv für das Essen. Die Hausweinbegleitung kommt auf nocheinmal 10€. Das Preis-Leistungs-Verhältnis scheint also (fast) wiederhergestellt.

Fazit: Geschmackssache. Weniger in Hinblick auf die tatsächlichen Gaumenfreuden, denn auf das Ambiente und vor allem die Gastgeber. Probieren geht wie immer über Studieren. Hierbei empfehle ich vor allem die Pasta, ausreichend Fisch und das Dessert. Auch die Hausweinbegleitung , der Chardonnay, kann sich sehen lassen. Allerdings muss man (als Frau?!) immer wieder extra danach verlangen.

Besucht am 28.07.2011

Kontakt: Burggasse 25, Tel: +43 1 526 03 57

Vincent, Wien 2. Das Wow-Erlebnis.

August 2, 2011 § 7 Kommentare

Als ich das Vincent betrete – diesmal einigermaßen pünktlich und alleine, denn die Unpünktlichkeit macht sich an diesem Abend bei meinen Begleitern bemerkbar – werde ich bereits an der Tür empfangen, und das relativ ungläubig. Offenbar passt mein Äußeres nicht zu dem, was man sonst von den Stammgästen in diesem Lokal gewöhnt ist. Ich mache meine Intention klar, eintreten zu wollen, und werde dann doch äußerst freundlich, fast ein wenig altmodisch gleich von zwei Kellnern hineingelotst und an unseren Tisch begleitet. Mein erster Eindruck: Oh nein, eindeutig die falsche Wahl für eine laue Sommernacht:

  

Wo ist der angekündigte Wintergarten? Nachdem ich die zwar auf seine ganz eigene Art geschmackvoll gestalteten, dunklen, fast düsteren und leicht schmuddeligen Räume inhalierte, war ich mir nicht mehr sicher, ob von einem solchen tatsächlich je die Rede war. Also frage ich mal sicherheitshalber nicht nach. Sondern lasse mir lieber erläutern, was man als Aperitif empfehle. Sekt mit Holunderblüten & Limetten. Das klingt doch mal erfrischend. Und schon viel eher nach lauer Sommernacht. Also nichts wie her damit. Ich höre den Korken knallen – ein gutes Zeichen – der Sekt ist also noch frisch. Er wird im Martiniglas serviert, und die Zeit, bis meine Begleitung endlich eintrifft, darf ich einerseits dazu nützen, endlos viele Fotos zu machen, andererseits eine offensichtliche Altwiener Stammgast-Runde am Nebentisch zu beobachten, die bunten Platzteller zu bewundern und schon einmal in der Karte zu schmökern.

  

Unglaublich – kaum öffnet man diese, hat man das Gefühl, sich in einer anderen, moderneren Welt zu befinden: Die Gerichte sind pointiert und einfallsreich beschrieben und das, was man liest, lässt bereits auf Großes hoffen. Bereits in meiner Vorbereitung auf den heutigen Besuch habe ich mit Freude festgestellt, dass es im Vincent ein äußerst günstiges 4-Gänge-Menü-Angebot für unter 29-Jährige gibt, was mir als äußerst sinnvolle und vor allem einzigartige Idee erscheint. Immerhin will man auch als unterbezahlter Berufsein-, aber Aufsteiger bereits Qualitätskost genießen. Die Frage ist natürlich immer, in welcher Rechnungshöhe der Abend schlussendlich tatsächlich endet, denn ein genussvoller Abend besteht (leider?!) nicht nur aus der Speisenfolge – schon gar nicht im Vincent, wie ich später noch berichten werde. Vorwegnehmen kann ich jedoch, dass ich über diese nette Menü-Idee heute noch nicht berichten kann, da wir uns an besagtem Abend für das 7-gängige Sommermenü und hier ohne Ausnahme für die gesamte rechte Seite der Karte entschieden haben. Was nicht is(s)t, kann ja vielleicht noch werden… In jedem Fall wird dies hier wohl der längste Artikel bisher…

Beginnen wir also gleich mit dem Gruß aus der Küche… oder nein… doch nicht… positiv muss ich erwähnen, dass ich, nachdem mich meine Begleitung um fast eine halbe Stunde versetzt hatte, noch einen weiteren (zwar (zum Glück) kleineren) Aperitif aufs Haus erhalten hatte, nachdem der erste längst Geschichte war. Immerhin wollte man gemeinsam auf meinen ebenso längst vergangenen Geburtstag anstoßen. Aber das ist eine andere Story.
Nun aber: Der Gruß aus der Küche: (das Foto wird wohl niemals denselben Effekt haben, den das Vorsetzen des Tellers bei mir bewirkt hat, ich möchte es jedoch versuchen – also bitte unbedingt in vergrößerter Version ansehen und dabei den von mir selbst verursachten schatten ignorieren, der noch auf einigen anderen Fotos folgen wird. Tja – die geborene Fotografin bin ich wohl nicht und das Drapierung des Grußes hatte mich schon zu sehr eingenommen…):

Hat man so etwas schon einmal gesehen? Ich versuche, zu zitieren: Junge Gurken, Gartenradieschen, gelbe und grüne Zucchini und Karotten-Ingwercreme. Nun, wenn man das so liest, klingt es wohl nach wenig. Bitte nocheinmal das Bild ansehen. Später ließ ich mir noch erklären, dass es sich bei den Sorten um besonders seltene handelt, was natürlich noch eine Draufgabe zum Thema „Ausgefallenheit“ bedeutet sofern man die als Genießer schätzt. Kommen wir nun zum Geschmackserlebnis: Denn abgesehen davon, dass man das Gefühl hat, ein bildnerisches Kunstwerk zu zerstören, schmecken ausgefallene und seltene Gemüsesorten auch nicht viel anders als die von uns gewohnten. Nun denn, gesund war’s, schön war’s, ausgefallen war’s und wir freuen uns auf das, was noch kommt 😉

Laut Karte würden wir jetzt verstört. Der 1. Gang. Man ist gespannt. Serviert wird: Salzburger Kaviar von Walter Grüll auf Buttermilchmousse, umgeben von Tupfen aus flüssigem Wildkräutersalat sowie flüssigem Dotter an Curryblini und Kartoffelbröseln. Bon Appetit. Vorausgesetzt, man hat vor, ein weiteres Kunstwerk zu zerstören. Oder verstören. Wie auch immer. So gut wie es aussah, schmeckte es auch. Es ist wohl schwer, gerade echten Kaviar so zu kombinieren, dass dessen Eigengeschmack zwar entsprechend ergänzt, aber nicht übertönt wird und dazu entsprechende geschmackliche Kontraste zu liefern. Ich muss sagen, mit dieser Vorspeise ist dies hervorragend, wenn nicht perfekt gelungen. Buttermilch und Kaviar harmonieren elegant nebeneinander, die Konsistenz des Mousses unterstreicht die Festigkeit des Kaviars, der Wildkräutersalat sowie der flüssige Dotter klingen mit zwei feinen zusätzlichen Geschmacksnuancen in Harmonie und Curryblini sowie Kartoffelbrösel ergänzen mit der entsprechenden Würze – am Rande, wohl gemerkt, und so wie das auch bereits in der Küche direkt am Teller festgehalten worden ist.

Begleitet wird der 1. Gang von einem vom Sommelier und gleichzeitig Oberkellner empfohlenen Grünen Veltliner. Überhaupt wurden wir den ganzen Abend lang kompetentest durch den (für uns leider nur imaginären) Weinkeller geführt und bekamen den ganzen Abend lang edelste Tropfen aus Österreich und seinen Nachbarländern serviert, von denen wir einige in dieser Art und Weise noch nicht annähernd kosten durften (und…man glaube es oder nicht, ich habe tatsächlich schon einiges gekostet), die die Speisen aber jedes Mal bis ins kleinste Geschmacksdetail perfektest unterstrichen.

Was kann jetzt noch kommen? Stimmt, der 2. Gang. Gedreht. Gänseläberpralinen in Lauchholz-Asche nämlich. Kopflsalatmousse. Gepuffter Wildreis. Daneben Grüntee-Esspapier auf Chai-Latte-Eis. Und wiedermal Wow.

  

Monet oder Gourmet-Küche? Wenn der Sommer schon nicht im Ambiente des Lokals ist, ist er zumindest auf den Tellern. Zum Geschmacklichen kann ich hier wenig schreiben, außer, dass die Ausführung perfekt und der Geschmack dementsprechend war. Man lasse sich bitte die Idee der Kombination auf der Zunge zergehen. Neben der Gänseleberpraline und dem Chai-Latte-Eis.

Bei Gang Nr. 3 ist mir ein Faux pas passiert. Dieser hat mich wohl dermaßen in seinen Bann gezogen, dass ich aufs Fotografieren vergessen habe. In jedem Fall gibt es hier leider kein Foto von der Kaninchenroulade mit Koriander, Spargelrohkost und Spargelpürree, umgeben von einer geräucherten Spargelconsommée mit Limettenblättern, Zitronengras und Mango. Man stelle sich das ganze in einem großen, weißen Pastateller-ähnlichen Suppenteller vor – die Consommée wurde natürlich in Saucières an den Tisch gebracht und erst dort in die Teller gegossen. Was die geschmackliche Bewertung betrifft, kann ich wieder einmal nur sagen: Wow. Thai trifft auf Rauch, fest trifft auf flüssig und am Ende harmoniert alles so, als hätte man noch nie anders gekocht. Auch der unglaublich alte Sauvignon Blanc 2002 von einem gewissen Weingut Pichler aus der Steiermark tat sein weiteres zum für einen Moment unendlichen Genuss auch diesen Gangs.

Für das fehlende Foto des vorangegangenen entschädige ich mit dem Foto eines Gangs der linken Seite der Karte – angeblich einer Spezialität des Hauses – die man uns nicht vorenthalten wollte und deshalb auch noch untergejubelt hatte. Ich sage euch, an unserem Oberkellner ist ein Verkäufer verlorengegangen.

Somit präsentiere ich: Den Zwischengang: 60-Minuten-Bio-Ei (bei 64,5 Grad 60 Minuten lang gegart), Maiscreme, Chorizoschaum. Im unten zu sehenden Glas serviert.

Und geschmacklich wiederum ein Erlebnis. Wohl nicht bei Vincent erfunden, aber man würde es eventuell glauben. Bei der Chorizo habe ich ein kleines Déjà-Vu. Sie scheint eine In-Zutat der Gourmet-Küche der aktuellen Saison zu sein. Was sie geschmacklich nicht weniger attraktiv macht. Und die Köche beim Sinnieren über ihre Kombinationsmöglichkeiten nicht minder kreativ. Zurück zum 60-Minuten-Ei. Um dieses Gericht zu lieben, muss man Ei sicherlich mögen. Auch fehlen die großen Geschmackshighlights, daran ändert auch der Chorizoschaum nichts. Aber gerade die geschmackliche Ausgewogenheit macht es schwer, das Glas langsam auszulöffeln, was zur Folge hatte, dass die Gläser meiner Begleitungen bereits ausgelöffelt waren, als ich mit dem Fotografieren fertig war. Auch die Konsistenz der Maiscreme war einzigartig, denn man setzte auf knusprige Maiskörner am Glasboden, was dann doch noch ein kleines Highlight zur Folge hatte, wenn auch durch das haptische Gaumenerlebnis.

Ein guter Übergang  zum naturbelassenen nächsten Gang: Kaisergranat auf Crème Fraîche, dehydrierte Gurke, Saturnpfirsich und fermentierter Knoblauch. Naturbelassen trifft es auf den Punkt, denn gerade die scheinbare Ungewürztheit des Creme Fraîche-Pinsels übertönte die Eigennoten der anderen, weit wichtigeren und höherwertigeren Elemente des 4. Gangs. Obgleich man die Qualität der Granate (kleine Materialkunde: Diese zählen zur Familie der hummerartigen Krebse – und weder jener der Garnelen, noch der der Langusten) schmecken und die Kreativität beim Knoblauch und dem Pfirsich sehen konnte. Wohl nicht das Highlight des Menüs. 

Es folgt der verflüssigte 5. Gang. Wobei vereist wohl die treffendere Bezeichnung gewesen wäre. Dementsprechend geschmacksneutral verhielten sich Melone, Champagner und Holunder auch. Oder das Sorbet aus dunklen Beeren, als welches es uns schlussendlich serviert wurde.

Was es nun war?! Schwer zu sagen. Einem Sorbet Geschmack zu geben, ohne es mit Zucker zu überhäufen, ist immer schwierig und wäre als Zwischengang wohl auch mehr als kontraproduktiv gewesen. Die Melone war in jedem Fall nicht schmeckbar – auch nicht der Champagner. Womit das Beerensorbet wohl der bessere Tip ist.

Und wir beim gejagten Hauptgang, dem 6., angelangt sind: Hausgebeiztem Rehbock auf Haselnusscreme an Sauerkirschen, Thymianbuchteln – begleitet von Rehragout von der Schulter mit Pistazien, Haselnüssen und schwarzen Nüssen.
Schon einmal Rehragout mit dreierlei Nüssen probiert? Himmelsgleich. Und die perfekte Begleitung zu den leicht zu trocken geratenen Thymianbuchteln. Das ist dann aber auch schon das einzige, was man an diesem außergewöhnlichen Gang aussetzen kann. Wiedereinmal fügen sich die einzelnen Geschmacksnuancen zahnradgleich ineinander und ergeben im Einklang noch nie Dagewesenes. Habe ich beim Jagelhof vom zartesten Reh gesprochen, dass ich jemals gegessen hatte? Nun, die Gamlitzer haben Konkurrenz bekommen. Auch in Wien weiß man Reh zuzubereiten. Hier kreativer… Zartrosa trifft rund auf nussig-holzig, gepiekt von süß-säuerlich. Und auch die Thymianbuchteln waren im Endeffekt ein sehr harmonischer Träger des unglaublichsten Rehragouts, das jemals zubereitet wurde. Behaupte ich hier einmal…

  

Auch, wenn sich jetzt niemand mehr sicher war, ob man den zart-würzigen Reh-Aroma-Nachhall am Gaumen mit einem Dessert ausläuten wollte, so war es doch einen Versuch wert.
Man lässt uns die Wahl: Rechts oder links, Schokolade oder Zitrone. Diesmal fällt die Wahl nicht nur auf die rechte Seite (der Karte! – wohlgemerkt!), wodurch ich hier nun zwei Abbildungen der (leider äußerst kurzweiligen) und für diesen Abend letzten Kunstwerke präsentieren darf:

Zur Linken (ich gebe wider, was ich bei der Präsentation – abgelenkt ob des visuellen Schauspiels vor meinen Augen noch fassen konnte): 2-erlei Zitrone: Vanille-Panna-Cotta, marinierte Erdbeeren, Mojito-Eis, Mojito-Gratiné. Der Rest ist – wie ich hoffe – auf dem Foto erkennbar und lässt somit hoffentlich keinen Zweifel mehr offen, dass die Entscheidung, die Dessert-Glocke zu läuten, die richtige war. Ist man Dessert-Fan, so muss man wohl bis zum Ende des Abends warten, bis man auf äußerst genüsslichem Wege zu dessen Highlight gelangt.

Vereint, zur Rechten: Schokolade, Kirschen und Rosmarin, in (fast) allen erdenklichen Aggregatzuständen und höchst genussvollen Formen. Leider auf dem Assiette neben mir und deshalb geschmacklich weitgehend unbeschrieben.

Begleitet wird das zartschmelzende kalt-warme Gaumenspiel von Beerenauslese (für die Zitrone) bzw. Portwein (für die Schokolade), ein weiteres Mal treffsicher auf den Punkt empfohlen.

Wogegen die fast alibihalber an vier Personen servierte Käseplatte nur noch untergehen konnte. Was gewiss nicht an der Käsequalität, womöglich jedoch an dessen Temperatur (ein wenig kalt war er schon), dessen Vielfalt, und der Komposition auf dem Teller gelegen hat (VanGogh war wohl müde oder bereits auf dem Heimweg).

Ist man an (scheinbaren) Insidertipps über diverse Winzer und geheimnisvolle Tropfen interessiert, kann man den Abend, sofern man möchte, noch stundenlang mit dem Oberkellner über diese Themen plaudernd, ausklingen lassen. Im Winter sicherlich nett – ich kann mir vorstellen, dass es sich zur kalten Jahreszeit länger, womöglich bis zum Morgengrauen – Gesprächsstoff gäbe es zumindest auf einer Seite genug –  in der dunklen, dann hoffentlich gut geheizten Stube ausharren lässt.

Fazit: Ein Restauranterlebnis der neuen, außergewöhnlichen, umwerfenden aber auch nicht ganz billigen Art, wenn man auf ein Sieben-Gänge-Menü mit entsprechender Weinbegleitung besteht. Das Design der Website führt beim Vergleich mit dem Interieurdesign ein wenig irre. Am Service gab es, wie man das in einem 16-Punkte Restaurant zu erwarten hat, den ganzen Abend lang nichts auszusetzen. Eine derart künstlerische, teilweise fast kitschige Komposition der Speise-Elemente auf den Tellern habe ich bisher – weder im In-, noch im Ausland –  gesehen und ich zweifle stark daran, dass in anderen Küchen mit so viel Liebe zum Detail gekocht und serviert wird. Was das Niveau von Geschmack und Kreativität nicht schmälert.

Besucht am 16.07.2011

Kontakt: www.restaurant-vincent.at

Restaurantwoche #7: Restaurant Anna Sacher, Wien 1. Es grünt so grün…

Juli 16, 2011 § Hinterlasse einen Kommentar

Wenn man das Restaurant Anna Sacher im Hotel Sacher betritt, wird man einerseits sofort von barockem Prunk überfallen und gedanklich in die Welt der damals puderblassen Gesichter und dunkel-schmucken Räumlichkeiten versetzt, andererseits von einem nicht gerade freundlichen Portier gefragt, was man hier eigentlich wolle. Nun, wir würden gerne im Restaurant Anna Sacher speisen. Worauf gleich einmal zurückgeschnauzt wird, ob man denn auch reserviert hätte. Natürlich – immerhin ist die Restaurantwoche noch nicht vorbei.
Noch einmal auf die Höflichkeit der Mitarbeiter eingehend, möchte ich hier jedoch auch positiv hervorheben, dass ich ca. 3 Stunden vor Beginn unseres Lunches telefonisch die reservierten Couverts von vier auf zwei kürzen musste, was ganz ohne (in diesem Fall wohl berechtigten) Unterton und durchwegs freundlich aufgenommen wurde. Somit wären wir also pari. Und werden in das Restaurant geführt, das an grün-barocker Eleganz wohl nicht zu überbieten ist. Sofort bekommt man Ehrfurcht vor der tradionsreichen Umgebung und der immer noch gelebten, bewusst übertriebenen aber durchaus passenden Noblesse.

Auf unserem Tisch warten bereits passend-grüne Platzteller und Butter- bzw. Aufstrichvariationen auf einer fast ironisch-konstratär wirkenden, aber für meinen Geschmack perfekt passenden, da an die „reale Welt da draußen“ erinnernden, Schieferplatte mit dazupassendem Gebäck.

Als Aperitif wird unter anderem Sekt „Sacher Cuvée“ angeboten, den man aufgrund der zumindest scheinbaren Relation zum besuchten Haus nicht abschlagen kann. Was auch nicht enttäuscht hat. Zu einem passablen Preis in jedem Fall empfehlenswert. Und die perfekte Einstimmung für die letzte Restaurantwochen-Mittagsmenükarte der Woche:

                          

Nun Auswahl hat man ja nicht viel. Oder keine. Macht nichts. Als Fisch-Liebhaber hätte ich vermutlich ohnehin für Fisch durch und durch entschieden. Wobei man sich schon fragt, was man unternehmen würde, wenn Fisch aus irgendeinem Grund nicht mundet. Soll jetzt hier nicht das Problem sein. Und ich wäre überzeugt, dass man auch hierfür eine Lösung gefunden hätte.
Weinbegleitung um 5€? Das kann man fast nicht glauben. Man bestellt sie und wartet ungläubig…

Auch nütze ich die Gelegenheit, um den sehr freundlichen und wohl mit dem Restaurant ergrauten Kellner nach einer Erklärung für die Butter- bzw. Aufstrichvariationen zu fragen, die wir sonst wohl leider nicht bekommen hätten – durchwegs nicht nachvollziehbar, denn die Vielfalt ist zum Teil aussergewöhnlich und damit darf man ruhig auch protzen. Besonders in solch einer Umgebung.
Also, es gab einerseits gesalzene Bauernbutter, Butter mit rotem Dijonsenf (ob der Neuigkeit des am Ende gelungenen Geschmackserlebnis mein Liebling), Butter mit Bärlauch (der Bärlauch diente wohl nur als Farbgeber), Verhackertes (seesehr fein) und Kräutertopfenaufstrich (hm). Na bitte, zumindest hier ist die Auswahl gegeben.

In sehr kurzer Zeit darf man sich ans Probieren machen, denn bald wurde auch schon die Amuse Gueule serviert: Frischkäse mit Paprikakuppel auf grünem Paradeisermus (nein, kein Mousse, wie ich ursprünglich verstanden hatte). Die grünen Tomaten waren eindeutig „Mus“.

Zur Amuse Gueule bleibt wenig zu sagen: Sie schmeckte im Grunde so, wie sie aussieht. Keine Überraschungen (und schade, dass der Käse nichts „ziegiges“ hatte). Jedoch ist man zufrieden, auch bei Restaurantwochenmenüpreisen Aufmerksamkeiten aus der Küche zu bekommen.

Sehr bald folgt auch schon die Vorspeise, die Gurken-Vogerlsalatkaltschale, wieder grün, und wieder einfallslos.

Diesmal so richtig. Daran änderte leider auch der Vogerlsalat nichts, der zumindest auf der Karte noch einigermaßen vielversprechend klang, am Gaumen jedoch komplett unterging. Die Weinbegleitung bestand aus einem Glas heimischen Weißen (leider meinen Notizen entwichen und nach nahezu zwei Wochen nicht mehr abrufbar), durchaus passend, durchaus solide.
Im Hinblick auf das unglaublich kleine und einzige Thunfischhäppchen, umwickelt von… Gurke (!!! wie einfallsreich…) kaum sichtbar (da nützt auch die gut gemeinte und Frühlingsgefühle verbreitende Blumendekoration nichts), fragt man sich zu Beginn, wann man dieses denn am Besten essen sollte (probieren war nicht möglich – hätte das ganze Häppchen zerstört), um das Gericht zur Gänze auskosten zu können. Ich entschied mich für die „das Beste kommt (nahezu) zum Schluss“-Taktik, was zur Folge hatte, dass ich die gesamte Kaltschale, die geschmacklich wirklich nicht mehr bot, als meine Ex-Kantine (diesen Vergleich hatte ich (leider!) sogar schon vor Ort gezogen,  noch nicht nach wohlklingenden Worten für diesen Artikel suchend). Man freut sich also auf das Beste zum Schluss, durchaus ein Genuss höchster Thunfischqualität, wohl gewürzt und geschmacklich wunderbar harmonisch ausgeglichen. Schade, dass man nicht mehr davon hatte.

Nun – das Beste kam tatsächlich zum Schluss. Nämlich das Hauptgericht: Neusiedlersee-Zander mit Eierschwammerln und Grammelknödeln. Auf grünem (!) Erbsenpüree. Solide Topküche mit frischen Fisch in einwandfreier Harmonie und Umsetzung. Mein persönliches Highlight waren wohl die Grammelknödel, da diese einfach einwandfrei mit den anderen Geschmackskomponenten im Einklang standen und  von der Konsistenz her genau meiner persönliche Präferenz, nämlich der nach einem noch recht weichen aber doch gut gegarten Teig nachkamen. Das leicht süßliche Erbsenpüree und die knackig-salzigen Eierschwammerl rundeten das Gericht ab. Die Weinbegleitung war nach einem geleerten Glas wohl schon auf dem Heimweg – dennoch wurde uns nach wohl einigen ungläubigen Blicken auch zum Hauptgericht noch nachgeschenkt. Am Sonntag darf man auch zu Mittag ein wenig Alkohol trinken. Vor allem wenn dieser in Form von edlen Trauben-Tropfen auf der Karte präsentiert wird.

Gemeinsam mit der Rechnung wurden uns noch ein paar süße Happen serviert – die einen geschmacklich interessanter, die anderen weniger. Die Dessertkarte selbst war sehr verlockend und klang auch durchwegs kreativ (lässt man die alterwürdige Sacher-Torte mit Schlagobers einmal außen vor), diese werde ich jedoch ein anderes Mal testen müssen.

Fazit: Auch, wenn ich vermute, dass die Küche im Anna Sacher noch einiges mehr zu bieten hat, war das zur Restaurantwoche präsentierte zusammengefasst hochqualitativ und geschmacklich erfüllend. Vor allem der Rechnungsbetrag am Ende erfreute außerordentlich, so dass das Anna Sacher für kommende Restaurantwochen sicherlich wieder ein Kandidat sein wird. Ob es mehr wert ist, ließ es an jenem Sonntag leider offen…

Besucht am 03.07.2011

Kontakt: www.sacher.com/de-anna-sacher.htm

Restaurantwoche #5: Indochine 21, Wien. Ente einmal anders. Wirklich anders.

Juli 6, 2011 § Hinterlasse einen Kommentar

Ich muss zugeben, nach den gestrigen Höhepunkten war es sicherlich nicht leicht, meinen mittlerweile überdurchschnittlich verwöhnten Gaumen noch zufrieden zu stellen. Dennoch setzte  ich mich mit nahezu kindlicher Gespanntheit auf das heutige Menü und mit den Erinnerungen an die mehr als solide, zum Teil sogar kreativ-überraschende Performance während der Restaurantwoche vor zwei Jahren an einen Tisch in den sommerlichen Gastgarten an der Wiener Ringstraße. An Gastgärten hatte ich in dieser Woche bekanntlich schon ganz anderes, entzückenderes erlebt, aber wir wollen die Lage des Lokals hier nicht überbewerten. Und wagen, nach Bestellung eines Mango-Bellini als Aperitif (ich unterstelle hier ohne Nachfragen, dass die verwendeten Früchte wohl schon den Aggregatzustand der Flüssigkeit innehatten, als sie an das Restaurant geliefert wurden) einen Blick auf die ganz offensichtlich nicht zum ersten Mal an Gästen präsentierte, da leicht befleckte, Karte:

Als Entrée entscheide ich mich für den thailändischen Gemüsesalat, da ich ohnehin kein großer Suppenfreund bin und mich der Name „yuu n mee“ leider viel zu sehr an die gleichnamige, auch im LEH erhältliche Seafoodmarke erinnerte, deren Produkte ich nicht unbedingt in einem Top-Lokal genießen möchte. Dass diese Assoziation kein Zufall ist, wird mir jetzt nach kurzer Recherche bewusst, denn Winni Brugger, Koch und Inhaber des Indochine 21 ist auch Testimonial der Seafoodmarke. Wie man zu derartigen Kooperationen steht, sei jedem selbst überlassen. Ich persönlich bin kein großer Freund des Spagats zwischen Topküche und deren Vermarktung. Und darf hierbei auf unseren kalifornischen Auslandsösterreicher Wolfgang Puck verweisen, dessen Kochkünste sicherlich nicht in Frage zu stellen sind – ob das Ausschlachten der Marke seines Namens jedoch nicht langfristig zu deren Verwässerung (immerhin kann man jetzt schon Puck-Dosensuppen im Supermarkt kaufen) und somit Wertminderung führt, wird sich wohl noch zeigen.

Aber zurück zum Indochine 21. Den Bellini noch nicht einmal halb ausgetrunken, werden auch schon die Vorspeisen serviert (mündlich wurde der Salat als „Thaisalat mit Löwenzahn und Curry-Limetten-Sauce“ präsentiert).
Der „Gemüsesalat“ war dann wohl doch mehr ein Salat, es sei denn, man ist Freund von Pleonasmen. Dafür beinhaltete er eine Salatvielfalt, deren Bestandteile sogar ich zum Teil noch niemals gesehen hatte. Die Vinaigrette war angenehm zurückhaltend, wodurch die zahlreichen Eigengeschmäcker der Salatsorten angemessen zur Geltung kamen. Alles in allem blieb die Vorspeise aber dann doch, was sie war: Ein (aussergewöhnlicher, wohl noch nie gegessener) Salat. Und bei der fünften Betrachtung des Fotos weiß ich nun auch, wie das Wort „Basil“ auf die Karte gelangen konnte.

Zu meinem Löffel „Scharfe Garnelensuppe“ kann ich sagen: Sie war gut und sie war WIRKLICH scharf. Das, obwohl ich Schärfe mag und auch mit großer Schärfe kein Problem habe. Wenn sie jedoch Überhand nimmt, fragt man sich, ob dies der Sinn guter, ausgewogener Küche sein kann. Leider hat es meine Begleitung nicht geschafft, die Suppe aufzulöffeln und musste nach der halben Schale aufgeben. Schade um die yuu n mee Garnelen.

Die Auswahl der Hauptgerichte im Rahmen der Restaurantwoche ist sehr vielfältig – ich entscheide mich für die „Braisierte Ente mit fünf Gewürzen“. Auch hier dauert es nicht lange, bis die Teller und Schalen von der zwar bemüht aber doch vergrämt wirkenden (durchwegs aber fehlerlosen) Kellnerin serviert werden.

Zu den Gerichten gibt es eine Halbkugel schon leicht angetrockneten Reis. Und was dem „Chefsalat“ zu seiner Namensgebung verholfen hat, frage ich mich heute noch, denn diesmal war er einfach nur geschmacksneutral.
Man hofft auf die Ente. Und ist erstmal überrascht. Die Ente ist mehr eine Enten-Kugel. Man geht ans „Zerlegen“, denn schneiden ist aufgrund der Mürbheit des Fleisches nicht möglich – zugleich zerfällt die Kugel in die einzelnen Fleisch-Fasern. Interessant. Die Garmethode des Braisierens war mir neu, bot sich für dieses Enten-Stück jedoch gut an, vorausgesetzt, man hat kein Problem mit einzelnen Fleisch-Fasern. Perfekt unterstützt wurde der bereits eindrucksvolle Eigengeschmack des Entenfleisches durch die gut reduzierte Sauce –  die fünf (das muss ich einfach glauben) Gewürze harmonierten auf kräftige Art und Weise und wiesen einen für mich wiederum neuartigen, aber typisch asiatischen Touch auf.

Fazit: Vor allem zum (Restaurantwochen-) Menüpreis von 12,50€ kann man hier sicherlich überdurchschnittlich unkonventionelle asiatische Küche genießen, vor allem wenn ich an die Ente zurückdenke. Trotzdem hätte ich mir von der Vorspeisenauswahl etwas mehr erwartet, was sicherlich an meinen Erwartungen liegt, die ich aufgrund des Besuches von vor zwei Jahren hatte. Gerne würde ich mich hier mehr als Gast denn als Eindringling (ich muss zugeben, die Wortwahl ist wohl etwas übertrieben) fühlen – denn auch, wenn das Service fehlerfrei und nicht unhöflich war, muss ich sagen, dass ich nicht unbedingt länger als nötig im Indochine 21 verweilen muss.

Kontakt: www.indochine.at

Besuch am 01.07.2011

Restaurantwoche #4: RieGi, Wien. Kulinarische Ergüsse unter dem Himmelszelt. Man isst neu. Und ist bekannt.

Juli 5, 2011 § Ein Kommentar

Alleine, wenn man das RieGi betritt, fühlt man sich einerseits in einer anderen Welt und andererseits zuhause. Das mag wohl am Himmelszelt liegen, das einem neben dem überaus höflich-charmanten Maître begrüßt und wohl auf jeden eine beruhigende Wirkung hat – egal wieviele Aperitif-Cocktails man schon in einer nicht allzu weit entfernten Hotelbar getrunken hat.

Auch unsere mittlerweile 30-minütige Verspätung ist kein Problem – bei einem derartig großem Zeitrahmen habe ich aber natürlich telefonisch vorinformiert. Auch hier wartet der für zwei Personen überaus einladende und große Tisch bereits und man freut sich auf den (ui….vierten schon) Aperitif: Ein Glas RieGi’s hausgemachte Erdbeer-Fee mit Prosecco.

Bereits zu Anfang wurde uns Wasser angeboten (so wie man sich das erwartet – es leider aber bei weitem nicht überall bekommt; man muss sich einfach in Haubenlokalen verschanzen…).
In der Zwischenzeit bewundert man zum zweiten Mal (ich war bereits in der letzten Restaurantwoche zum Lunch hier) das schwerpunktmäßig extrem interessant designte Besteck. Wo sonst schafft man es, Messer derart aussergewöhnlich zu decken? Das übrige Gedeck sei hier der Vollständigkeit halber nur in Bildern dokumentiert…

                                     

Dann kam auch schon der Gruß aus der Küche, der genauso gut die Vorspeise hätte sein können:  Getrüffelte Terrine vom Sellerie, gebeizter Lachs und geschmorter Sellerie mit Seiblingskaviar.

Auch wenn dieser Gruß noch so sehr winkt – der Aperitif ist leider noch immer nicht eingetroffen, deshalb sitzt man relativ ruhig vor den sehr verlockenden Tellern und reagiert auf die dann doch sehr schnell kommende Nachfrage, ob denn etwas nicht in Ordnung sei, mit einem „Wir hätten den Aperitif doch gerne vor dem Essen getrunken“. Was uns nach einer ehrlich gemeinten Entschuldigung auch promptest erfüllt wurde. Verteidigungshalber muss man sagen: Zur Abwechslung passte der Aperitif wirklich vorzüglichst zum Gruß aus der Küche (Erdbeeren + Sellerie… neue Geschmackshighlights…) – und ich weiß tatsächlich nicht, ob ich das schon jemals erlebt habe… und verrechnet wurde er aufgrund des Fehlers auch nicht. Also kein Grund zum Stimmungswechsel. Ganz im Gegenteil.

Denn dann wurde auch schon die tatsächliche Vorspeise serviert:

Gazpacho mit Moscardini und Jungschweinsbackerl – für meine vegetarische Begleitung ganz ohne Schweinsbackerl aber nichts desto trotz immer noch mit jeder Menge Highlights:

Was soll ich dazu sagen? Ich liebe Fleisch-Fisch/Meeresfrüchte-Kombinationen – für mich ein Ausdruck höchst moderner und nebenbei noch ausgewogenster Küche. Die Gazpacho wäre wohl nicht besser zu würzen gewesen, Schwein ist nicht mein Fleisch – also alleine die Tatsache, dass ich es mit höchsten Genuss gegessen habe, zeugt von haute cuisine soi-même… und dann kommen wir zu den Moscardini: Also – ich habe ja bereits „Tintenfische“ in allen möglichen Ausprägungen gegessen – aber so ein Exemplar auf einem Teller mitten in der Wiener Innenstadt zu finden, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet. Durchtränkt von schwarzer Tinte inmitten einer Geschmacksexplosion. In bester Harmonie mit allen anderen Elementen auf dem Teller. Ich habe tatsächlich von einem halben Orgasmus gesprochen. Aber das bleibt jetzt unter uns…

Zum Glück gab es da noch die Weinbegleitung – in kleiner Vorwegnahme schon einmal alle drei Weine auf einen Blick:

Die unglaublichen Moscardini gabs mit einem grünem Veltliner von Rosenberg, gefolgt von einem Sauvignon Blanc von Aumann, denn wir haben uns beide für den Seesaibling aus dem Gut Dornau mit Chorizo und Paradeiser entschieden (die Alternative war eine Kalbsstelze „Sous-vide“, Steinpilze und Ofenerdäpfel“). Anm. d. Red.: Ich sollte mir in Zukunft wohl differentere Dinnerpartner aussuchen, um variantenreichere Kommentare abgeben zu können…

Nachfolgend die unglaubliche Abbildung der Hauptspeise – einmal in in vegetarischer, einmal in nicht-vegetarischer, also in „mit Chorizo-Form“…

Nun… da hätten wir sie wieder: Die Fleisch- Fisch-Kombination. Und den Seesaibling in seiner ganzen Pracht. Fisch, genauso, wie er schmecken soll: Gedämpft, nach Fisch. Und der Kontrast der würzigen Chorizo. Einfach perfekt. Auch für mich neu: Die Olive im Porzellan-Löffel: Ihren Namen konnte ich leider nicht mehr behalten…. Aber sie war unglaublich weich, zart… eine Olive wie ich sie noch niemals gegessen hatte und in vorbildlichem Einklang mit den übrigen Elementen der Gerichtskombination.

Wie man sich das vorstellen kann, hatte man Mühe, mit der Weinbegleitung Schritt zu halten – aber die Mühe bis zum Dessert lohnte sich. Einerseits wurden wir mit einem Wein belohnt, deren Art ich so auch noch nie getrunken hatte (Südtiroler Rosenmuskateller) und andererseits mit einem Dessert der Oberklasse: Variation von Erbeere und Valrhonaschokolade:

Auch hier waren die Geschmäcker zwischen Dessert und Weinbegleitung perfekt abgestimmt.

Das Dessert selbst nicht zu süß und eine Überraschung in sich. Patisserie der Extraklasse.

Wer glaubt, damit wäre es schon getan, irrt sich gewaltig. Es wurde auch noch ein Aprés-Dessert serviert:

Eine Pina Colada Praline, ein Himbeercheesecake (jetzt doch Himbeeren?!?), sowie eine Browniepraline. Alles für sich neuerdings überaus köstlich und ein gelungener Abschluss.

Fazit: Für mich der Inbegriff eines kulinarischen Erlebnisses: Am Service nicht eine Kleinigkeit auszusetzen (woher kommt nur diese nahezu magische Vertrautheit?) und in der Küche versucht man unglaublich gelungenermaßen… NEUES, KREATIVES, NOCH NIE DAGEWESENES! Man bestellt, bekommt Überraschendes – aber Besseres!
Nebenbei erwähnt, eines der wenigen Restaurants, die die Restaurantwochen tatsächlich dazu nützen, neue Stammgäste zu gewinnen – und ich muss sagen: Es gelingt!

P.S. Deshalb verdient das RieGi hier jetzt auch noch ein wenig Werbung: Jeden Dienstag Abend zwischen 18h und 21h gibt es 3-gängiges After Work Dinner à 39€ und von Dienstag bis Samstag gibte es ein Mittagsmenü um 19,90€ (2 Gänge) bzw. 29€ (3 Gänge) .

Kontakt: www.riegi.at

Besuch am 30.06.2011

Nachtrag: Seit Anfang Dezember 2011 ist das RieGi vorübergehend geschlossen. Man versucht, auch wegen der erst im Sommer 2011 getätigten Investitionen einen neuen Betreiber zu finden, doch die Ausrichtung ist völlig offen. Schade!

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